Der Baum von Prof. Dr. Wolfgang Wendlandt (deutscher Psychologe und Schriftsteller) ist ein klassisches Symbol, das hier in Deutschland häufig von Sprachtherapeuten und anderen Fachleuten verwendet wird. Der Baum wird häufig verwendet, um Eltern über die notwendigen Bedingungen für eine angemessene Sprachentwicklung zu beraten. Die Verwendung des Baums fördert das Verständnis von Sprach- und Sprechstörungen durch eine konkretere Erklärung und eine Selbstanalyse der familiären und umweltbedingten Kommunikationsbedingungen.
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Im Folgenden nun eine Erklärung, was jeder Teil des Baumes bedeutet.
Erde:
Die Erde symbolisiert die Umwelt, die Kultur und die Gesellschaft. Diese drei Aspekte werden die gesamte Kommunikation mit Ihrem Kind beeinflussen und bestimmen. Bereits im Mutterleib wird die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern durch kulturelle Aspekte bestimmt. Ein brasilianisches Kind kommuniziert und spielt sogar anders als ein deutsches oder amerikanisches Kind, denn jede Kultur hat andere Traditionen, Geschichten und ein anderes Erbe.
Die Erfahrungen des Umfelds, in dem wir leben, die Gesellschaft, der wir angehören, werden verschiedene Aspekte unserer Kommunikation bestimmen. Die lateinischen Kulturen verwenden mehr Gesten zusammen mit ihrem mündlichen Ausdruck und aktiv kommuniziert. In der japanischen Kultur wird eher passiv kommuniziert, es wird mehr zugehört als gesprochen.
Wurzeln:
Die Wurzeln stehen im Wesentlichen für die fünf Bereiche der kindlichen Entwicklung: motorisch, sensorisch, kognitiv, sozio-emotional und sprachlich.
Sprache: Durch Weinen, Lallen und die ersten Laute beginnt das Kind, seine phonoartikulatorischen Organe auf motorische, perzeptive und kommunikative Weise zu entwickeln. Hier wird die erste Form der Kommunikation zwischen Kindern und Eltern hergestellt. Ihr Kind weint und schreit und Sie wissen bereits, dass die Gründe dafür Hunger, Schmerzen oder eine schmutzige Windel sind.
Sinnesorgane: Die Sinnesorgane wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Taktil-Kinästhetik sind wichtig, damit das Baby die Welt, in der es kommuniziert wahrnehmen kann. Die Forschung hat gezeigt, dass die Entwicklung der auditiven Wahrnehmung bereits im Mutterleib beginnt. Im vierten Lebensmonat dreht das Baby bereits seinen Kopf oder Körper, um das von rechts oder links kommende Geräusch zu lokalisieren, d. h. den Ursprung des Geräusches. Etwa im sechsten Lebensmonat lallt das Kind (gibt Laute wie ba-ba, da-da von sich). Die taktil-kinästhetische Empfindung (Gefühl der Zunge oder der Lippen beim Auftreffen auf die Mundhöhle) stimuliert auch die Produktion anderer Laute. Ab dem siebten Monat beginnt das Baby auf die Geräusche zu hören, die es selbst macht. Dies fördert die Entwicklung der auditiven Wahrnehmung verschiedener Geräusche, eine sehr wichtige Voraussetzung für die Entwicklung der Sprache. Ein Kind, das diese Phase gut durchläuft hat ein geringeres Risiko beim Sprechen Laute fehlerhafte zu ersetzten. Dies verringert auch die Schwierigkeiten beim Lernen von Lesen und Schreiben. Dies sind einige der Gründe für die Anwendung einer frühe Sprachförderung.
Motorik: Für das Sprechen ist auch die Entwicklung der Lippen- und Zungenbewegungen sehr wichtig, die, wie oben erwähnt, mit Hilfe der Sinnesorgane trainiert werden. Aber schon vor dem Training der Muskeln und der Phonoartikulationsorgane bewegen die Kinder ihre Arme und Beine, rollen und krabbeln. Dies sind wichtige Bewegungen für die Entwicklung der grob- oder breitmotorischen Koordination. Feinere Bewegungen, wie das Lutschen eines Fingers noch im Mutterleib oder der Versuch etwas zu halten, ermöglichen den Kontakt mit der Welt und das Erkennen derselben.
Sozio-emotional: Durch die warme und fürsorgliche Pflege eines Neugeborenen werden sein Selbstvertrauen und seine Sicherheit in der Kommunikation gefördert. Zuerst mit den Eltern und später mit anderen.
Kognitiv: Die neurologische Reife wird entsprechend dem Wachstum des Babys beobachtet. Seine Fähigkeiten, wahrzunehmen, zu verstehen und sich zu erinnern, wird die Entwicklung der kognitiven und mentalen Funktionenunterstützen.
Baumstamm:
Motivation und Freude am Sprechen: Kinder sind neugierig und entdecken die Welt zunächst mit dem Mund. Sie nehmen nicht nur verschiedene Gegenstände, sondern auch unsere Worte in den Mund und versuchen uns zu imitieren und alles so wiederzugeben, wie wir sprechen. Sie klingen sogar wie Papageien! Das Kind zeigt ein sprachliches Verhalten, das Echolalie genannt wird und darin besteht, dass es etwa zwei Jahre lang Laute, Silben, Wörter und Sätze wiederholt. In dieser Phase zeigt das Kind große Freude und Motivation beim Bilden von Wörtern und Sätzen. Er freut sich darüber Teile eines Wortes wie "nana" für "Banane" zu sprechen und verstanden zu werden. Die Absicht, zu kommunizieren, wird in diesem Entwicklungsstadium entwickelt und etabliert, wenn das Kind den Erfolg seiner Kommunikation erkennt. Probleme in dieser Phase können zu einem Mangel an Motivation zu kommunizieren und sich sozial zu interagieren führen; selbst mit den Eltern.
Sprachverständnis: Dem Sprachverstehen geht die Fähigkeit zu sprechen voraus. Das passiert bei jedem Sprachenlernen. Zunächst entwickeln wir die passive Sprache, d. h. die Fähigkeit zu verstehen. Dann die aktive Sprache, d. h. den mündlichen Ausdruck. Wir verstehen erst und sprechen dann! Wenn wir zum Beispiel auf Reisen sind, verstehen wir zwar viel von der Landessprache, aber unsere Fähigkeit, uns verbal auszudrücken, ist nicht immer so gut. In der kindlichen Entwicklung geschieht das Gleiche. Das Kind versteht die Bedeutung loser Wörter oder einfacher Sätze wie "fang den Ball", noch bevor es diese einfachen Wörter sprechen kann. Für eine kontinuierliche Entwicklung des Sprachverständnisses eines Kindes ist es notwendig, dass das Interesse und die Neugier an seiner Umgebung und an den Menschen, mit denen es zu tun hat, stets hoch sind.
Krone:
Es stützt sich auf die Bereiche Sprache: Artikulation, Wortschatz, Grammatik und Kommunikation. Zum Bereich der Artikulation gehören die verschiedenen Sprachlaute, die Ihr Kind im Laufe seines Wachstums erlernen wird. Im Vokabular sind die Wörter, die es mit seinen Eltern erlernt; von den einfachsten bis zu den schwierigsten. Auch die grammatikalischen Strukturen werden von den einfachsten bis zu den schwierigsten gelernt. Zu den Kommunikationsfähigkeiten gehört die Fähigkeiten, Fragen zu stellen, einen Dialog zu führen, Bedürfnisse zu äußern, Geschichten zu erzählen und mündlich zu erklären.
So wie ein Baum nur dann wächst, wenn die Bedingungen günstig sind, können sich Lesen und Schreiben nur dann entwickeln, wenn wir unseren Kindern helfen, alle vorangegangenen Phasen erfolgreich zu durchlaufen.
Diese Bereiche werden erst dann entwickelt, wenn die Grundkenntnisse bereits vorhanden sind. Diese Voraussetzungen und Fähigkeiten wurden bereits im Boden, den Wurzeln und dem Stamm des Baumes erwähnt.
Sonne:
Die Sonne symbolisiert das Licht und die Wärme, die auf den Baum übertragen werden und die auch für die Entwicklung von Sprache und Sprechen notwendig sind. Konkret schlägt Wendlandt hier eine Analyse der Menge der Sonnenstrahlen als Indikator für eine gute oder schlechte Entwicklung vor. Wenn das Kind also mit Lichtstrahlen der Akzeptanz und Liebe erfüllt wird, wird es eine zufriedenstellendere Entwicklung haben als Kinder, die mehr Blitz und Donner ausgesetzt sind. Andererseits, wenn das Kind übermäßiger Fürsorge oder Überbehütung ausgesetzt ist, wird es nicht die notwendigen Fehler machen, welche für ein gesundes Lernen wichtig sind. So wie der Baum sich eingeengt fühlt und daher nicht richtig wächst.
Gießkanne
Kinder lernen das Sprechen durch die Interaktion mit ihren Eltern, die ihnen jeden Tag als Sprachvorbilder dienen. Das Wasser für den Baum, mit dem er immer gegossen werden sollte, symbolisiert die Quantität und Qualität des Inputs (der Stimuli), der Ihrem Kind häufig angeboten werden sollte. Ist das Wasser von guter Qualität und in der richtigen Menge vorhanden, wird der Baum gesund wachsen. Die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern sollte von guter Qualität und in der richtigen Quantität sein.
Eine Selbstanalyse der familiären und umweltbedingten Kommunikationsbedingungen ist ohne professionelle Hilfe nicht immer möglich. Wenn Sie diese Selbstanalyse mit mir durchführen und herausfinden möchten, welche Bereiche stimuliert werden müssen und wie sie stimuliert werden können, kontaktieren Sie mich bitte, um einen Beratungstermin zu vereinbaren.
Quelle:
Wendlandt, Wolfgang, "Sprachstörungen im Kindesalter", Herausgeber: Luises Springer und Dietlinde Schrey-Dern, Verlag: Georg Thieme.
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